Neues aus Mailand

Die Küche rückt ins Zentrum. Doch was bedeutet das? 
Ein Trendbericht von der EuroCucina.

Auf der EuroCucina in Mailand war das Interesse gross. Vor den Ständen bildeten sich teils lange Schlangen. Um einen Blick auf die Messeneuheiten zu werfen, mussten Besucherinnen und Besucher geduldig warten. Doch was gab es da zu sehen? Welches sind die neuesten Trends? 

Ganz zentral: Die Küche rückt noch weiter ins Zentrum des Hauses und die Übergänge zum Wohnen werden fliessend. Doch wie kann das konkret funktionieren?

Zum einen, indem sich Küchenfronten nicht als solche zu erkennen geben. Was auf den Ständen der renommierten Hersteller präsentiert wurde, hätten auch die Türen von Wohnzimmer-, Schlafzimmer- oder Garderobenschränken sein können, sogar einfach Schiebetüren zu einem Nachbarraum. Fronten sind inzwischen so schlicht und flächenbündig gearbeitet, dass sie nichts verraten. Oft sind sie auch mehr als nur Schranktüren, reichen bis zur Decke.

Sie verbergen alles, was eindeutig dem Kochen zugeordnet werden kann, also Arbeitsfläche, Backofen, Espressomaschine, Spüle, Armatur oder gleich die komplette Küche. Das gibt Flexibilität in der Raumnutzung und sorgt optisch für Ruhe.
 

L‘Ottocento

Gleichzeitig werden Fronten wohnlicher. Fast ein Muss, will sich die Küche im Mittelpunkt des Wohnens etablieren. Dafür sorgt auch die Wahl der meist natürlichen Materialien, die harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Zu sehen gab es sehr viel Holz, sogar Massivholz, konkret Ulme, Esche, Schwarzesche, fossile Eiche oder Eiche Natur und amerikanischen Nussbaum, aber auch lackierte Oberflächen in warmen, erdigen und rötlichen Farben. Häufig in Kombination mit Naturstein wie Marmor, Granit, Sandstein oder auch mit Edelstahl.
 

Eggersmann

Was noch auffiel: Kochinseln werden zum zentralen Element, manches Mal sogar zur Skulptur, fast zu einem Kunstwerk, das Blicke auf sich zieht. Entsprechend sehen die Designer vor, dass die Kochfunktion eher in den Hintergrund tritt, zumindest temporär. Kochfelder fallen kaum noch auf, weil sie flächenbündig eingelassen sind und sich einer dezenten Muldenlüftung bedienen. Die Kochinseln halten oft viel Stauraum vor, in dem alle Tools verschwinden können. Teils lassen sich Arbeitssplatten auf- und zuschieben. Fast schon ein Standard: die Möglichkeit, an die Kochinsel einen Esstisch anzuschliessen.
 

Scavolini

Wohnlich wird es in der Küche auch, was die Formen angeht. Als Kontrast zur strengen Fläche der Fronten steht die Sanftheit runder Tische und organischer Kochinseln, bis hin zu abgerundeten Kanten. Auch das erlaubt optisch einen fliessenderen Übergang von Küche zu Wohnraum. Nachdem sich die Schnittmenge der beiden Bereiche, was die Funktionen angeht, ohnehin stark vergrössert hat, zieht die optische Melange nach.
 

Arte Brotto

Was den meisten Besuchern nicht auffiel, man erst beim genauen Hinschauen sah: Das elegante und konsequente Umsetzen des Trends, die Küche wohnlicher zu gestalten, gelang bei vielen der renommierten Küchenhersteller gerade durch die Verwendung des neuen Hawa Beschlagsystems Concepta III, mit dem Dreh- und Falt-Einschiebetüren komplett in Taschen verschwinden. Ganze Küchenzeilen können so hervorgeholt oder versteckt werden. Oft brauchen grosse Konzepte kleine Helfer und die Freiheit des Wohnens, die Leichtigkeit des Entwurfs eine passgenaue Entwicklung im Hintergrund. Wer auch genau hingeschaut hat: die Jury des Red Dot Design Award. Sie ehrte die Beschlagfamilie Hawa Concepta III 2024 mit einem Red Dot in der Kategorie Interior-Design-Elemente.