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Architektur mit mehr Gefühl

Autorin: Evelyne Oechslin
Fotografie: Sara Sera

Räume werden immer wieder neu gedacht – sei es im Kleinen oder im Grossen. Architekt Mark Jenewein von LOVE und Manuel König von Hawa philosophieren über aktuelle Trends, zeitlose Werte und konkrete Lösungen und erklären, warum es sich lohnt, gebrauchtes Geschenkpapier aufzubewahren.


Welche grossen Trends prägen aktuell die Architektur?
Mark Jenewein: Der Megatrend Nachhaltigkeit hat einen grossen Einfluss. Ebenfalls wichtig sind Themen wie bezahlbares Wohnen, New Work und ökonomische Fragen wie etwa Supply Chain Management oder die Cost-in- Time-Planung.
Manuel König: Das sehe ich ähnlich. Das Thema bezahlbares Wohnen ist gerade in den Städten wichtig. Ebenfalls er­wähnen möchte ich den Trend Microliving. Die Wohnungen werden immer kleiner.

Welchen Einfluss haben diese Trends auf Räume im Kleinen und im Grossen? Wie müssen diese neu gedacht werden?
Mark: Als Architekt interessiert mich, dass Trends immer einen Bewusstseinswandel mit sich bringen. Jede Epoche hat zu einer neuen Architektur geführt und zu einer neuen Haltung, wie wir zusammenleben möchten. Das sieht man beispielsweise an der Klimabewegung, die Nachhal­tigkeit zu einem brennenden Thema gemacht hat. Die Leitfrage ist: Wie schaffen wir Gebäude, die auch in zehn, zwanzig oder dreissig Jahren noch Sinn machen? Ein Instrument dafür ist der technologische Fortschritt, ein weiteres die Bescheidenheit. Wir sollten weniger ver­schwenden und mehr behalten.
Manuel: Als globaler Marktführer im Schieben in Raum und Einrichtung setzen wir Trends in die Praxis um. Schieben ist sehr platzsparend, was in Zeiten der Verdichtung ent­scheidend ist. Zum Beispiel ist es möglich, eine Küche komplett zu verstecken. Durch den Trend des Home-Office ist zudem der Schutz vor Schall wich­tiger geworden. Darauf reagieren wir mit unserem neuen Hawa Junior Acoustics Beschlag. Er löst das Prob­lem, dass Schiebetüren Geräusche weniger gut isolieren als Drehtüren. Mit der Lösung sind wir mindestens so gut wie eine Drehtüre, die auf allen vier Seiten abgedichtet ist.

Um das ‹Für die Zukunft bauen› wieder aufzuneh­men: Welche Werte halten Sie in der Architektur für wichtig?
Manuel: In meiner Arbeit überlege ich, welche Werte ich Architektinnen und Architekten mitgeben kann. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Leistungsgarantie beim Hawa Junior 100. Wir geben sieben Jahre Leistungsgarantie bei gewerblicher und fünfzehn Jahre bei privater Nutzung. Das bedeutet Sicherheit in der Planung. Zudem ist uns wichtig, dass bei Hawa alle Informationen transparent und immer verfügbar sind.

 

«Ich überlege, welche Werte ich Architektinnen und Architekten mitgeben kann.»

 

Mark: Da sind wir beim Thema Qualität und das interessiert mich. Das ist eine der Maximen, mit denen wir uns mehr beschäftigen sollten. Wir müssen schöne und qualitativ hohe Dinge schaffen, die Freude machen. Denn Schönes schmeisst man nicht gerne weg. Niemandem würde einfallen, die Grazer Innenstadt zu planieren, auch wenn sie für unser heutiges Leben längst nicht mehr praktisch ist.

Welche Werte sind Ihnen in der Zusammenarbeit wichtig? Wann macht die Zusammenarbeit Spass?
Mark: Im Bauprozess braucht man drei Zahnräder, die zu­sammenspielen: Die Auftraggeber, das Planungsteam und das Ausführungsteam. Wenn alle mit Ambition zusammenarbeiten, macht es Spass. Für uns ist es wichtig, wie unsere Partner ticken, denn je interessanter der Kosmos, desto spannender das Ergebnis.
Manuel: Das sehe ich genauso. Die Menschen müssen zusammen harmo­nieren. Wir arbeiten beispielsweise aktuell mit LOVE am Projekt Kennedy Garden in Wien. Hawa entwickelt die Fassade. Mir macht Spass, dass wir kein Standardprodukt verbauen, son­dern eine Spezialanfertigung schaffen. Im Planungsprozess haben wir oft neu denken müssen, weil das Ganze sehr technisch ist.

Biennale Venedig

LOVE war 2021 mit der Skulptur N186 aus 
186 handgefertigten Keramikrohren an der 
Biennale in Venedig zu Gast.


Mark: Wenn alle Projektbeteiligten Lust haben, gemeinsam einen Schritt wei­terzugehen, schafft man neue Werte. Ein Zeichen dafür, dass Hawa ein bisschen grösser denkt, ist, dass sie unser Projekt N186 an der Biennale sponsern. Das ist ein Aspekt, den ich an Unternehmen mag. Firmen, die einen Beitrag dazu leis­ten, dass sich die Welt weiterentwickelt, statt immer nur zu überlegen ‹was haben wir davon?›.

Zurück zu den aktuellen Trends. Sprechen wir über die Verdichtung. Dieser städtebauliche Trend läuft schon seit Jahrzehnten. Was kann die Architektur tun, damit trotzdem kein Dichtestress entsteht?
Mark: Auch hier geht es um Qualität. Klug gemachte Dichte stresst nämlich nicht. Ich freue mich, dass auch die Behörden hier langsam umdenken. Sinnbildlich dafür steht für mich die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Bei deren Qualitäts-Zertifikat ‹Diamant› steht der kulturelle Wert im Vordergrund. Es ist ein Zeichen, dass das Gefühl neben den Kennzahlen auch wichtig ist. Wir müssen einen Schritt weggehen vom Messbaren hin zum Emotionalen. Das Gefühl hat Zukunft.

 

«Wir müssen einen Schritt weggehen vom Messbaren hin zum Emotionalen. Das Gefühl hat Zukunft.»

 

Und welche Rolle spielen die Lösungen von Hawa bei der Maximierung des Raumes?
Manuel: Wir unterstützen Architektur mit unseren Lösungen, sei es Schieben oder Falten. Es gibt viele Möglichkeiten. Im Zentrum steht für uns immer die Idee des Planers.
Mark: Architekten lieben Schiebeelemente schon sehr lange, denn sie bieten das Potenzial für eine starke Raum­veränderung. Und man kann mit Dimensionen arbeiten, wo man mit Drehtüren schon lange nicht mehr zurecht­kommt. Mit dem richtigen Produkt könnte eine Schiebetür vier Meter breit sein. Nun ist mit dem Akustik-Beschlag für den Hawa Junior auch noch das Lärmproblem gelöst, ein wichtiger Schritt. 

Welche Rolle spielt Umbau statt Neubau beim Nach­haltigkeitstrend?
Manuel: Meine Oma hat nie ihr Geschenkpapier wegge­schmissen, sondern hat es wiederverwendet. Meine Gene­ration hat auf so etwas leider kaum Wert gelegt. Ich bin froh, dass man wieder mehr über die Frage der Nachhaltig­keit nachdenkt. Gebäude umzubauen, heisst Respekt vor der Arbeit zu haben, die vor einem gemacht wurde. Ich würde mit diesem Thema gerne freier und verspielter um­gehen.

Ein wichtiger Trend ist die demografische Alterung. Wie reagiert man als Architekt darauf? Wie baut man smart, damit Räume von Jung und Alt genutzt werden können?
Manuel: Jeder spricht von Barrierefreiheit. Wir definieren die-se so, dass unsere Produkte möglichst niedrige Öffnungs- und Schliesskräfte haben. So können ältere Personen, Menschen mit Beeinträchtigungen und auch Kinder die Türen benutzen. Wir garantieren maximal 22 N beim Hawa Junior 100 mit SoftMove, das ist sehr wenig Kraft.
Mark: Mir gefällt die aktuelle Diskussion über Barrierefreiheit nur mittelgut. Statt jede Wohnung so zu bauen, dass jeder sie betreten und nutzen kann, würde ich es für sinn­voller halten, mehr in generationenübergreifendes Wohnen zu investieren. Hier müsste auch der Staat mehr Verant­wortung übernehmen, denn diese Frage müssen wir über­greifend lösen.

Mark Jenewein und Manuel König

Mark Jenewein hat 1998 mit zwei Mitgründern das Architekturbüro LOVE gegründet. LOVE hat Standorte in Graz (Österreich) und Berlin (Deutschland).

Manuel König ist Gebietsverantwortlicher Österreich Ost, Slowenien, Kroatien bei Hawa Sliding Solutions.

 

Den Beitrag über das österreichische Architekturbüro LOVE finden Sie auch in unserem Slide #4. In dieser Ausgabe des Magazins erfahren Sie ausserdem mehr über den Balanceakt zwischen Ästhetik und Akustik und wir nehmen Sie mit, wenn in der Schweiz eine barrierefreie Wohnung geplant wird.

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