Ein Schiebebeschlag macht dicht
Der neue Hauptsitz der Kostner-Unternehmensgruppe in Vahrn/Südtirol liegt inmitten eines Industriegebietes zwischen Schnellstraße und Autobahn. In diesem Szenario setzt die Architektur einen Kontrapunkt. Es entstand eine grüne Oase, die die eigenen hohen Ansprüche des Bauherrn an seine ökologische und soziale Verantwortung mehr als erfüllt. Den Menschen, die hier arbeiten, bietet der Büroneubau eine optimale Umgebung: reine Luft, Ruhe und flexible Raumstrukturen.
Partner und Partner Architekten aus Berlin entwarfen ein klimaaktives Gebäude in Würfelform. Der fünfgeschossige Massivholzbau, der 500 Tonnen CO2 binden kann, präsentiert sich nach außen mit einer kontrolliert verkohlten witterungsbeständigen Fassade, die eine alte japanische Technik zur Holzkonservierung aufleben lässt. Mit einer darauf aufgesetzten Hülle aus Grünpflanzen widersetzt sich das Gebäude den extremen äußeren Einflüssen: Sie dient der Kühlung, dem Sonnenschutz und als Filter gegen Feinstaub.
Der nachhaltige Ansatz setzt sich im Inneren fort. Viele Sichtoberflächen zeigen die Wichtigkeit des Baustoffes Holz. Daneben sorgen Lehmputz und Trockenestrich für ein gesundes Raumklima. Dass aus dem Verschnitt der Brettsperrholzwände die opaken Türelemente entstanden, zeigt den bewussten Umgang mit den Rohstoffen. Die flexible Grundrissstruktur ermöglicht die einfache und reversible Anpassung an Veränderung in Bezug auf die Arbeitsweise, die Raumnutzung und den Personalzuwachs.
Vom Standard differenzieren
Verantwortlich für einen wesentlichen Teil der Ausbauten zeichnete Roland Giuliani. „Mir geht es immer darum, mich vom Standard zu differenzieren“, erklärt der umtriebige und kreativ planende Handwerker und Einrichtungsberater aus Brixen, der seit 2009 als selbständiger Berater arbeitet und 2015 das Unternehmen „Plan Fuenf“ gründete. Besondere Anforderungen, so Giuliani, hätten ihn dabei schon immer mehr gereizt als abgeschreckt.
Im Büroneubau der Kostner-Unternehmensgruppe ergab sich eine solche besondere Situation im Empfangsbereich: Über den Eingang gelangt man in ein zweigeschossiges offenes Foyer mit zentralem Atrium als Meetingfläche und sich kreuzenden Treppenläufen. Hier herrscht Publikumsverkehr und hier sollen die Mitarbeiter über die Stockwerke hinweg miteinander kommunizieren können – das alles mit entsprechender Geräuschkulisse.
Gleich hinter dem Tresen für die Rezeption befinden sich allerdings Büros. Die Atmosphäre wechselt ständig. Zum einen brauchen die Mitarbeiter dort den Sichtkontakt zum Eingang und zu den Treppen, wollen kommunikationsbereit sein für Besucher und Kollegen. Zum anderen müssen sie konzentriert und in Ruhe arbeiten können. Bei Bedarf muss es also möglich sein, sich von den Geräuschen im Atrium abzuschirmen und sich gerade im Winter vor Zugluft, die über die Schiebetüren im Eingang hereinweht, zu schützen.
So galt es für Roland Giuliani und die Schreiner von der Tischlerei Brunner in Freienfeld, nach den Vorgaben der Architekten und den Wünschen des Bauherrn transparente und zugleich dicht schließende Türelemente zu schaffen, die sich flexibel öffnen und schließen lassen, ohne auf dem engen Raum im Weg zu stehen oder zusätzlich Platz in Anspruch zu nehmen. „Eine Schiebetür war dafür projektseitig bereits angedacht“, erzählt Giuliani. „Ich hatte aber meine Zweifel, ob sich mit einem Schiebebeschlag die vom Kunden gewünschte akustische Wirksamkeit tatsächlich umsetzen lässt.“
Drei Anforderungen – eine Lösung
Auf dem Weg zu einer Lösung half auch hier, dass sich Giuliani nicht mit dem Standard zufriedengibt. Im Kontakt mit Matthias Tröbinger, Area Sales Manager Südtirol und Österreich West bei der Schweizer Hawa Sliding Solutions AG, erfuhr er, dass ein neuer Schiebebeschlag in den Startlöchern steht, der dank optimierter, rundumlaufender Dichtung die Geräuschkulisse von Raum zu Raum bei geschlossener Tür spürbar reduziert und auch vor unerwünschten Gerüchen und Zugluft abschirmt.
„Der Kunde zeigt sich Neuem gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen“, sagt Tröbinger über Giuliani. „Wir haben immer dann Kontakt miteinander, wenn es bei uns etwas Neues gibt oder Roland mit speziellen Anforderungen konfrontiert wird. Beim Einsatz des neuen ‚Hawa Junior 100 B Acoustics‘ haben wir eindeutig von einem Vertrauensvorschuss profitiert, den uns Roland Giuliani auf Basis der langjährigen Zusammenarbeit gewährt hat.“ Schließlich stieß der Vorschlag des Planers auch beim Architekturbüro und beim Kunden auf offene Ohren.
Individuelle Gestaltung & mühelose Montage
Im Ergebnis entstanden zwei knapp 100 kg schwere Schiebetüren als Vorwandlösung. Die 50 mm dicke Holzrahmenkonstruktion mit einer Füllung aus Schallschutzglas VSG 6-0.76-6 fügt sich mit der Oberfläche in RAL 7021 in das Design des Glastrennwandsystems und überführt das schwarze Fassadendesign in den Innenraum. Sie erreicht eine Schalldämmung von Raum zu Raum von circa Rw 39 dB.
Roland Giuliani, der sich ohne Erfahrungswerte auf den Einsatz des neuen Beschlags eingelassen hat, fühlt sich einmal mehr bestätigt: „Ich weiß, was Hawa kann, und schätze die Zuverlässigkeit. Ich bin auch dieses Mal nicht enttäuscht worden.“ Der „Hawa Junior Acoustics“ hätte sich überdies angeboten, weil er individuelle Türkonstruktionen zulässt.
Peter Fichter und seine Kollegen von der Tischlerei Brunner haben die schalldämmenden Schiebetüren nach den Vorgaben im Detail ausgearbeitet, geplant und schließlich in dem Objekt montiert. „Die Montage stellte keine Probleme dar“, berichtet er von seinen Erfahrungen. „Mit der beiliegenden Anleitung konnten wir die Türen mühelos fertigen, montieren und justieren.“
Einheit von Optik & Funktion
Das Ergebnis hat auch den Bauherrn überzeugt, der von Beginn an die gesamte Belegschaft in den interaktiven Planungsprozess einbezogen hat. Mit Mike Kostner lobt einer der Bauherren die Arbeit von Roland Giuliani als „durchgehend sehr hochwertig“. Zu den Schiebetüren im Eingangsbereich sagt er, dass sie für diese Anwendung prädestiniert seien. Sie lassen sich platzsparend öffnen, Laufwege bleiben frei.
Optisch seien die Türen sehr ansprechend gestaltet und fallen auf. Die Technik bleibt verborgen. Die Türen im Allgemeinen und insbesondere die beiden Schiebetüren seien zudem bemerkenswert schalldicht, sagt Kostner. „Bei geschlossener Tür hört man tatsächlich nicht mehr, dass im Nachbarraum gesprochen wird.“
„Hawa Acoustics“
Mit „Hawa Junior Acoustics“ und „Hawa Porta Acoustics“ entwickelte die Hawa Sliding Solutions AG zwei Schiebebeschlagsysteme mit optimierter, rundumlaufender Dichtung. Sie sorgt dafür, dass sich die Geräuschkulisse von Raum zu Raum bei geschlossener Tür spürbar reduziert, beim „Hawa Junior Acoustics“ sogar um bis zu 41 Dezibel. Dieser Effekt, den man bisher zumeist nur Drehtüren zutraute, prädestiniert die Systeme für eine Vielzahl von Anwendungen, bei denen auch die Platzersparnis eine Rolle spielt.
Mit ihren Laufeigenschaften und der Kraftumlenkung der Horizontaldichtung bewegen die „Hawa Acoustics“-Systeme Türen bis 100 Kilogramm leicht und leise. „Hawa Junior Acoustics“ und „Hawa Porta Acoustics“ lassen sich jeweils sowohl als Vorwand- als auch als Taschenlösung mit identischer Garnitur und auch in raumhohen Schiebetüren umsetzen. Der Verarbeiter kann die Türen auch nach Bauvollendung montieren und jederzeit nachträglich justieren.
Der „Hawa Junior 100 B“, wie er in Vahrn zum Einsatz kommt, ist für ein Durchgangsmaß von 1,25 m in der Breite und 2,50 m in der Höhe konzipiert. Er verfügt über kugelgelagerte Laufwerke, die das Schieben ruhig und komfortabel gestalten. Beim Schließen wird die Tür auf den letzten Zentimetern abgebremst. Dann lösen die horizontalen Dichtungen jeweils über eine Rampe aus. Die untere Silikondichtung kann dabei auch Unebenheiten auffangen. Die vertikalen Dichtungen sind am Türblatt angebracht und laufen auf einen Rahmen oder ein Profil auf.
Mehr über schalldämmende SchiebelösungenBauherr: Kostner GmbH
Architekten: Partner und Partner Architekten, Berlin
Ausbauten (alle Bürotrennwände, mobile Akustik-Trennwand, zwei Schiebetüren): Roland Giuliani, Plan Fuenf, Brixen
Tragwerk, technische Gebäudeplanung, Brandschutz, Klimahausnachweis, Bauleitung: Bergmeister Ingenieure, Vahrn/Italien
Schallschutz: TAC – Technische Akustik, Grevenbroich
Fertigstellung: 2022
BGF: 1.360 qm
Verbaute Holzmenge: rund 500 m3
Fotos: Oliver Jaist Fotografie, Vahrn